Frage zu Elkos

andies · 28 März 2022, 13:29:19

Ich bin gerade dabei, meine wahrscheinlich 40 und mehr Jahre alte Hörmann-Garagentorsteuerung zu reparieren. Da ist ein Elko drin, der defekt ist (220muF soll er haben, ich messe aber nix; kein Wunder, das da nichts geht). Bei der Gelegenheit musste ich halt Elkos suchen und habe festgestellt, dass die Preise dieser kleinen Teile wahnsinnig variieren. Ich sehe Teile für 7 Cent und Teile für 70 Cent, obwohl die üblichen Verdächtigen wie Temperatur (85 versus 105°) oder Toleranz (20 oder 10%) identisch sind.

Weiß jemand, woher diese Differenzen kommen. Anders gefragt: Ist teurer auch besser, aber was ist dann besser? Sonst macht es ja einen Unterschied, ob man ein Gerät für 7.000 Euro oder für 70.000 Euro Neuwert kauft, da wird es schon eine Differenz geben, wenn der Händler kein Betrüger ist.

isy · 28 März 2022, 14:37:07

Hängt u.a. von der max. Spannung, dem Temperaturbereich oder auch ob der Kondensator für Wechselspannung geeignet ist, ab.
Es mag aber noch weitere Gründe geben.

andies · 28 März 2022, 14:55:18

Auch das hatte ich geprüft. Conrad listet ja die ,,üblichen" Eigenschaften auf und die sind alle identisch. Bis auf den Hersteller.

andies · 28 März 2022, 15:12:55

Ich habe mal bei conrad angerufen und hatte jemand dran, der sich auskannte. Das sind so Sachen wie hochfrequenter Durchlass etc, die sie bestenfalls im Datenblatt, aber nicht auf der Webseite haben. Für meine 08/15-Anwendung reicht also die preiswerteste Sache, sagt er.

Papa Romeo · 28 März 2022, 22:19:10

Zitat von: andies am 28 März 2022, 15:12:55
... hatte jemand dran, der sich auskannte. Das sind so Sachen wie hochfrequenter Durchlass etc ....

naja ... hätte er sich wirklich ausgekannt, hätte er gesagt, dass es darauf an kommt, welches Dielektrikum im Elko genutzt wird ...

Um so höher Er (Er = Epsilon r = Dielektrizitätskonstante oder auch Permittivität genannt) wird oder ist, umso kleiner (Baugröße) kann der Elko für eine größere Kapazität gemacht werden.

Qualitativ bessere und somit auch teurere C´s, also auch für HF geeignet, nutzen als Dielelektrikum Stoffe wie z.B. Polyethylen, PTFE, Steatit, Aluminiumoxid oder Glimmer.

Billigere Elkos nutzen oft nur mit dem Elektrolyt getränktes Papier. Einfach mal so nen Elko eine Weile falsch herum polen ... nachdem die Alu-Hülse mit nem Knall davongeflogen ist,
gibt´s nen schönen "Konfettiregen", sofern der Deckel noch keine Sollbruchstelle hat.

Sonst gibt´s nur Rauch begleitet mit einem "pfffffffft"

LG
Papa Romeo

fiedel · 29 März 2022, 06:25:22

... außerdem wird bei besseren Elkos die Lebensdauer und die Anforderungsklasse angegeben.
Bei Netzteilen und "wichtigen" Geräten wie z.B. der Heizung würde ich immer das Beste nehmen, was ich bekommen kann.
Um so länger hat man dann Ruhe und hier sparen viele Hersteller gern.

Gruß
Frank

andies · 29 März 2022, 08:43:05

Vielen Dank an die Vorredner, das mit dem Dielektrikum hatte er auch erzählt, ich hatte das nur schon wieder vergessen. Zum Glück sind die teuersten hier Reparaturausgaben von 1€ statt vielleicht 3.000€ für einen neuen Motor etc.

Noch eine Frage. Der defekte Elko (Bild unten) hat keine Anzeichen von ausgelaufenen Dielektrikum, angeblich sind das braune Flecken oben. Kann sich das auch komplett verflüchtigen oder handelt es sich dann um eine andere Störung?

isy · 29 März 2022, 09:06:13

Manche Elkos trocknen auch von selbst aus. Das sieht man in alten Netzteilen

Wernieman · 29 März 2022, 10:01:34

Wenn ich es richtig sehe, hat er "oben" keine Sollbruchstelle ... ist er "fuchtbar ausgebeuelt" (Sieht man auf dem Bild schlecht)

andies · 29 März 2022, 10:06:05

Nein, gar nicht ausgebeult. Er hatte allerdings so eine Art braunen, trockenen Schmutz auf der Oberfläche, der sich abwischen ließ.

Auch bei den anderen habe ich mal nachgeschaut. Wenn die https://en.wikipedia.org/wiki/Equivalent_series_resistance (ESR, wobei ich nicht weiß, bei welcher Frequenz das ermittelt wird) richtig gemessen wurde, sind die auch hinüber.

frank · 29 März 2022, 10:35:33

und nicht nur zu dieser "zeitenwende" regionale hersteller unterstützen!!!

Wernieman · 29 März 2022, 12:19:30

Was mich etwas wundert .. die haben eine Sollbruchstelle am Deckel. Der erste aber nicht. Wurde schon mal daran repariert?

andies · 29 März 2022, 12:59:42

Ziemlich sicher nein, das ist alles Original.

Wernieman · 29 März 2022, 14:13:28

Also hat der Hersteller sich schon "in der Grabbelkiste" bedient .... kenne es so nicht ...

andies · 30 März 2022, 07:23:53

Also ich habe mir jetzt den Spaß gemacht und mal weiter getestet: einmal mit dem oben abgebildetes Gerätemesser von Karl-Heinz Kübbeler, dann ein Chinamultimeter und eines von Fluke. Bei allen dreien kommt jeweils etwas anderes heraus, allerdings in keinem der drei Fälle die Spezifikation, die auf der Hülle steht (auch nach Abzug Toleranz, zB 500 statt 1000 muF).

Das zeigt leider wieder, dass man zwar sieht ,,hier stimmt was nicht", aber am Ende kann man sich eigentlich nur auf hochwertige Geräte verlassen, die einen größeren Spannungsbereich abdecken. Ich weiß ja nicht einmal, welche Spannung und welche Frequenz diese drei Geräte verwenden zum messen.

<edit> Auszug aus der Doku des Gerätetesters: ,,By the way the [precise]] capacity value of electrolytic capacitors is unimportant, because the capacity value differ with temperature and DC-voltage."