Hi,
ich habe Deine Fragen zum Anlass genommen, mal die wichtigsten Zusammenhänge in einer Art Wiki zusammenzustellen, sh. am Ende dieses Beitrags. Weil das grundlegende Fragen für jeden "Anfänger" sind habe ich dasselbe auch nochmal in den 1. Post dieses Threads kopiert.
Auf Deine speziellen Fragen gehe ich deshalb nur kurz ein.
Ich kann seit dem logging sehen (und auch in der Anlage), dass die Soll HK Temperatur (29,x Grad) nicht erreicht wird (nur 27,5 Grad, mehr wirds nicht).
Die spannende Frage dabei ist: wie verhielt sich die Innentemperatur: ebenfalls zu kalt, oder ok? Das Ziel ist doch, dass es im Haus warm ist. Evtl. passt die Heizkurve noch nicht. Poste mal die Diagramme lt. meinen Vorschlägen im 1. Post dieses threads.
Wie ist der Einfluss der Heizkurve auf die Soll Temperatur? Ändert sich durch die Kurve nur die Vorlauftemp. oder auch die Soll HK Temp? (heatSetTemp zu heatTemp)
sh. Wiki
Erschwerend kommt hinzu das heute nacht bei -9 fast die ganze Nacht die NE gelaufen ist (Strom!), Einstellung Biv. bei -9 Grad.
Erschwerend? Willst Du es warm haben, oder willst Du lieber in der Kälte sitzen, um Strom zu sparen? NE bei -9° sollte normal sein. Rest sh. Wiki.
Asymetrie der Hystr. steht bei mir übrigens auf 1, Hyst. 1 selbst auf 4. Ist das sinnvoll?
Hab ich auch so.
THZ-Heizungsgrundlagen und grundsätzliche FunktionsweiseAm besten liest Du erst mal nur die Texte in normalem Font. Wenn du das verstanden hast nimm die kursiven Texte dazu. Das sind die dazu gehörenden Erläuterungen für fhem.
Die Heizkurve definiert die Soll-Heizkreistemperaturen für unterschiedliche Außentemperaturen. Abhängig von der Bauart des Gebäudes wird sie mit Fußpunkt (P14) und Steigung (P13) definiert. Mit anderen Worten: die Heizkurve IST die Soll-Heizkreistemperatur (heatSetTemp) - die Anlage nimmt immer der Punkt aus der Kurve, der zur aktuellen Außentemperatur gehört, als Sollwert.
Diesen Zusammenhang könntest Du auch indirekt herausfinden: Im 1. Diagramm (in meiner Beispielkonfiguration heißt es "Mythz_Plot1_Temp") steht als Skalenbeschriftung "HC1 Soll". Das ist dieser Sollwert. Wenn Du nun in der Diagrammdefinition (Plot Editor) schaust, dann findest Du "HC1 Soll" in der 5. Zeile. Die Spalte "Source" sagt Dir, dass die zugehörigen Werte aus dem FileLog_MyTHZ entnommen werden. Die Spalten "Input Column" und "Regexp" sagen, dass es der 15. Wert aus dem Reading "MyTHZ:sHC1" ist. Wenn Du nun ein Reading von "MyTHZ:sHC1" anschaust (z.B. mit dem Editor im MyTHZ Logfile), dann musst Du nur den 15. Wert in dieser Zeile suchen, also das, was nach dem 14. Leerzeichen steht. Das ist der aktuelle Wert für "HC1 Soll". Und unmittelbar davor steht die Beschriftung "heatSetTemp".Die Außentemperatur ist evtl. schnellen Schwankungen unterworfen (Wind, ...). Das sollte nicht zu schnellen Änderungen der Soll-Heizkreistemperatur führen, sonst würde sich womöglich die Heizung oft ein- oder ausschalten. Deshalb wird zur Ermittlung der Soll-Heizkreistemperatur nicht die Außentemperatur verwendet, sondern ein Mittelwert über einen längeren Zeitraum: "DÄMPFUNG AUSSENTEMP. P77". Dieser Wert ist Gebäude-typisch. Ein Gebäude mit einer großen Speichermasse in den Außenwänden (gemauert) benötigt einen höheren Wert als ein leichtes Holzhaus. Die Dämmung der Außenwände hat ebenfalls Einfluss. Wenn Du siehst, dass die Heizung auf plötzliche Kälteeinbrüche zu träge reagiert, dann wäre das evtl. die richtige Stellschraube.
Im Diagramm "Mythz_Plot1_Temp" ist die tatsächliche Außentemperatur schraffiert dargestellt, die gefilterte Außentemperatur als Linie. Falls der Außentemperatursensor nicht die richtigen Werte misst kann man über "KORREKTUR AT" (P86) den Wert kalibrieren. Alternativ kann man das auch durch eine Parallelverschiebung der Heizkurve korrigieren. => Wenn Du P86 nachträglich änderst musst Du auch die Heizkurve korrigieren: Fußpunkt (P14).
Die tatsächliche Heizkreistemperatur (heatTemp) ist der Wert, der sich als "gewichteter Mittelwert" aus Vor- und Rücklauftemperatur ergibt. "gewichtet" deshalb, weil nicht einfach das arithmetische Mittel genommen wird; über den Parameter "Anteil Vorlauf" (P19) stellst Du in der Anlage ein, wie hoch der Einfluss von Vor- und Rücklauf auf die Berechnung der tatsächlichen Heizkreistemperatur sein soll. Typischerweise nimmt man viel Rücklauf (also eine geringe %-Zahl bei P19), weil der Rücklauf am besten die Wärmeabgabe ins Gebäude abbildet.
Im "Mythz_Plot1_Temp" Plot siehst Du Vorlauf, Rücklauf und HC1_Ist als 3 Kurven.Wenn Du ein 2. Display oder einen Temperaturfühler im Wohnraum hast, dann kann die Heizkurve auch über die tatsächlich vorhandene Raumtemperatur zusätzlich beeinflusst werden. Das ist der Parameter "RAUMEINFLUSS Heizkreis 1" (P15).
Der Unterschied zwischen Heizkreis-Soll und Heizkreis-Ist-Temperatur bestimmt, ob geheizt werden muss oder nicht. Damit die Heizung nicht permanent an- und aus geht definiert mann eine Hysterese. Diese bestimmt, wie weit die Ist-Temperatur unter den Sollwert sinken muss, damit die Heizung anspringt. Geheizt wird dann für einen längeren Zeitraum, bis die Hysterese positiv überschritten ist (Istwert ist größer als Sollwert plus Hysterese).
Im "Mythz_Plot2_HC1Offset_Integral" ist die Differenz zwischen Soll- und Istwert in grün aufgetragen. Sobald die Kurve über der Nulllinie ist, ist der Wert überschritten, ansonsten unterschritten.Sinngemäß dieselbe Hysterese gibt es auch für das Einschalten der elektrischen Zusatzheizung.
Die Bedeutung der einzelnen Parameter ist je nach Anlagenmodell etwas unterschiedlich ==> im Zweifelsfall die Installationsanleitung fragen:
THZ 303 i:
Stufe 1 = Wärmepumpe
Stufe 2 = Elektr. Nacherwärmung 2,6 kW
Stufe 3 = Elektr. Nacherwärmung 5,6 kW
Stufe 4 = Elektr. Nacherwärmung 8,8 kW
THZ 303 SOL/403 SOL:
Stufe 1 = verdichter
Stufe 2 = Wärmepumpe
Stufe 3 = Elektr. Nacherwärmung 2,6 kW
Stufe 4 = Elektr. Nacherwärmung 5,6 kW
Stufe 5 = Elektr. Nacherwärmung 8,8 kW
HYSTERESE 1 (Ein-/Ausschalthysterese 1) P21
HYSTERESE 2 (1) P22
HYSTERESE 3 (1) P23
HYSTERESE 4 (1) P24
HYSTERESE 5 (nur bei SOL) P25
Die ASYMETRIE dER HYSTERESE P29 definiert, ob die Hysterese bei Über-und Unterschreitungen des Sollwerts gleich reagiert (P29 = 1), oder ob oberhalb des Sollwerts eine Dämpfung verwendet werden soll. Der Wert von P29 definiert einen Teiler dafür.
Es kann aber durchaus sein, dass es im Haus warm genug ist und dennoch der Ist-Wert geringer als der Sollwert ist. Dann passt die Heizkurve nicht zu den thermischen Eigenschaften des Hauses => Korrektur ggf. über Steigung/Fußpunkt.
Es kann auch sein, dass die Werte verfälscht werden, z.B. durch die Sonne, die grade das Haus aufwärmt, ohne dass die Heizung davon etwas weiß. In diesem Fall lieber nichts an der Heizkurve verstellen.
Wenn die Soll-Ist-Differenz ein bisschen negativ ist (Heizkreistemperatur ist etwas zu kalt), ist das nicht schlimm. Schlimm wird das erst, wenn dieser Zustand über längere Zeit andauert. Das wird durch den Integralwert ermittelt. Der Integralwert summiert die Soll-Ist-Differenzen über der Zeit auf. Er hat ebenfalls Einfluss darauf, ob die Heizung wärmt oder nicht. Wenn diese Aufsummierung einen definierten Wert überschreitet (Integralanteil P30), dann wird ebenfalls die HEizung eingeschaltet. Ebenso dient eine länger andauernde ÜBERschreitung der Heizkurve als Ausschaltkriterium.
Der Integralwert ist die rote Linie in "Mythz_Plot2_HC1Offset_Integral".Der Unterschied zwischen Vor- und Rücklauftemperatur ("Spreizung") zeigt die Wärmeabgabe ans Gebäude. Je größer die Spreizung, desto mehr von der erzeugten Wärme wurde auch tatsächlich an die Fußbodenheizung (FBH) abgegeben. Eine geringe Spreizung bedeutet, dass ein hoher Teil der Wärmeenergie ungenutzt zur Anlage zurück fließt => ineffizient. Bei einer hohen Durchflussgeschwindigkeit (hohe Pumpenleistung) hat das Wasser wenig Zeit, seine Temperatur an die FBH abzugeben; bei niedriger Durchflussgeschwindigkeit entsprechend mehr Zeit. Mit anderen Worten: die Spreizung wird über die Pumpenleistung eingestellt.
Dabei muss man aber aufpassen: eine Erhöhung der Spreizung verringert natürlich die Werte der Heizkreis-Ist-Temperatur, d.h. es kann sein, dass man nach einer Veränderung der Pumpenleistung eine Korrektur der Heizkurve (Parallelverschiebung) vornehmen muss.
Für das Einschalten der Zusatzheizung kann man einen Schwellwert definieren: BIVALENZPUNKT P78. Erst wenn es kälter wird als der dort eingestellte Wert darf die Zusatzheizung überhaupt heizen. Diese Temperatur bescheibt praktisch die kälteste Außentemperatur, bei der die Wärmepumpe das Gebäude noch alleine, ohne Unterstützung durch die Zusatzheizung, beheizen kann.
Achtung - hier lauert eine Falle: angenommen, der Bivalenzpunkt ist auf -7°C eingestellt und der Kompressor fällt wegen eines Defekts bei einer Außentemperatur von -5°C aus, dann wird er nicht nahtlos durch die Zusatzheizung ersetzt. Weil -5° > P78 ist, ist der Zusatzheizung die Arbeit untersagt. ==> Im Fehlerfall muss der Bivalenzpunkt auf einen höheren Wert gestellt werden, sonst bleibt die Bude kalt.
Wie man sieht: alles hängt miteinander zusammen. Man kann nicht einfach mal schnell einen Wert ändern, sondern man muss vorher verstanden haben, welche anderen Werte dadurch ebenfalls beeinflusst werden.
Noch ein paar grundsätzliche Worte zu der oft gescholtenen Zusatzheizung (Nacherwärmung, Heizstab, ... es gibt viele Namen dafür). Prinzip bedingt kann eine Luft-WP bei kalten Außentemperaturen nicht gut arbeiten. Sie soll aus -20°C kalter Luft noch Wärme entnehmen - das ist schwierig. Das muss einem aber schon klar sein, bevor man sich für eine solche Anlage entscheidet.
Andere Wärmepumpenkonzepte haben das nicht, dafür aber andere Nachteile:
Wasser-WP mit Tiefbohrung: die Kosten der Bohrung sind so hoch, dass sie sich bei der zu erwartenden Verbrauchsersparnis wenn überhaupt, dann erst in 30 - 40 Jahren amortisieren werden. Bei Anhydrid im Untergrund können durch eindringendes Wasser Bodenhebungen entstehen. Z.B. in Staufen (Schwarzwald) und Böblingen wurden dadurch Gebäudeschäden in zig Gebäuden in ganzen Wohngebieten verursacht, die teils bis zum Abriss führten.
Wasser-WP mit flächiger Rohrverlegung im Garten: großer Garten mit Sonneneinstrahlung notwendig; Pflanzen wachsen im Frühjahr um Wochen später als beim Nachbarn, weil der Boden großflächig unterkühlt ist; in kalten Wintern kann die Wärmekapazität des Bodens nicht ausreichen, dann ist evtl. ab Februar der komplette Garten durchgefroren, den Rest des Winters wird über die Zusatzheizung geheizt. Der Garten ist nach der Rohrverlegung eine einzige Erdwüste => nicht zur Nachrüstung im Bestand sinnvoll
Doch zurück zur Luft-WP mit Zusatzheizung: Man kann die Anlage auch leistungsstärker auslegen, dann reicht sie ohne Heizstab z.B. bis -15°, oder noch weiter. Das ist meines Wissens in der Schweiz so Pflicht. Allerdings kommen so kalte Temperaturen bei uns nur ganz selten vor. 99% des Jahres läuft eine so große Anlage dann ziemlich ineffizient, vergleichbar mit einem 500PS-Auto bei 30 km/h. Da wäre der Polo sparsamer. Die effizienteste Auslegung ist die, bei der
übers ganze Jahr gerechnet die geringsten Heizkosten entstehen. Das kommt dann wieder auf die Qualität des Gebäudes (Wärmeisolierung) und den Standort an. Eine Auslegung, bei der der Heizstab nie zum Einsatz kommt, dürfte ziemlich ineffizient sein.
Die neueste Entwicklung sind sogen. modulierende Wärmepumpen. Die können in Zeiten geringen Wärmebedarfs ihre Leistung runter fahren und sind deshalb auch im Teillastbetrieb ziemlich effizient. Meines Wissens ist die LWZ/THZ 5er Serie von diesem Typ.