Wenn Sie sich für FHEM interessieren, muss man Ihnen sicher nicht erklären, was Hausautomationssysteme sind. FHEM unterscheidet sich jedoch in vielerlei Hinsicht von den Systemen, die Sie am Markt finden und die nachfolgenden Zeilen sollen Ihnen nahebringen, worin der Unterschied besteht.
Seitdem die Elektronik in den Alltag Einzug hielt, werden mehr und mehr elektrische Geräte wie Steckdosen, Rollläden, Kaffeemaschinen, Kameras, Gas- und Stromzähler und Telefone mit Funk- und anderen Sensoren ausgestattet, so dass sie auf einfache Weise miteinander kommunizieren und zentral verwaltet werden können. Hausautomationssysteme stellen die Zentrale für diese Verwaltung dar. Es gibt mehrere derartige Systeme käuflich zu erwerben (Namen wie Tahoma-Box und XYZ kommen einem sofort in den Sinn), die genau diese Aufgaben leisten. Solche Hausautomationssysteme haben Vor- und Nachteile:
Die VorteileZum einen sind sie oft sofort einsatzfähig. Man steckt den Stecker in die Steckdose und schon kann es losgehen. Das ist keinesfalls so selbstverständlich wie es klingt, denn alle genannten Geräte sind technisch sehr anspruchsvoll.
Zudem existiert eigentlich immer ein ausgebautes Servicenetz, das man im Fall eines Fehlers kontaktiert. Und weil die Systeme immer kostenpflichtig sind (später dazu mehr), besitzt man als Anwender einen starken Hebel, um entsprechende Leistungsversprechen einzufordern: Sonst wird nicht gezahlt. Nicht selten ist der Service rund um die Uhr erreichbar.
Die Nachteile
Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Hausautomationssysteme sind nicht selten teuer, in einigen Fällen werden sogar monatliche Zahlungen notwendig. Nicht jeder ist bereit, dafür so viel Geld auszugeben.
Ein weiterer, sehr schwerwiegender Nachteil besteht darin, dass die Systeme (vermutlich, weil sie out-of-the-box funktionieren müssen) sehr oft äußerst unflexibel sind. Dinge, von denen man meint, dass sie doch eigentlich gehen müssen, lassen sich dann nicht umsetzen. Geräte, die auf dem Tisch unmittelbar nebeneinander stehen, können elektronisch nicht miteinander kommunizieren, weil die entsprechenden Schnittstellen fehlen und die beiden Systeme nicht miteinander kompatibel sind. Nicht wenige Anwender ärgern sich im Nachhinein über den Erwerb ihrer Hausautomation, weil sie derartige Einschränkungen zu Beginn nicht erkannt haben und die Unternehmen nicht immer transparent genug sind, darauf hinzuweisen.
FHEM hat sich zum Ziel gesetzt, diese Nachteile zu beseitigen. Und damit sind wir schon beim Kern unserer Botschaft. Wenn man Nachteile beseitigt, geht dies nicht ohne neue Kosten. Auf diese wollen wir jetzt eingehen.
FHEM hat es sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele Geräte (und seien sie noch so kompliziert) miteinander zu vernetzen und dies gleichzeitig kostenlos zu tun. Jeder, der einmal in seinen SPAM-Ordner mit den vielen verlockenden Angeboten geschaut hat, weiß, dass hier irgendwo ein Haken sein muss. Der Haken ist schnell benannt: FHEM verlangt ein sehr hohes Maß an Eigenbeteiligung derjenigen, die die Hausautomation nutzen will. Ohne Auseinandersetzung mit der Software und ihren syntaktischen Besonderheiten wird man bei FHEM nicht weit kommen. Das muss man wissen, wenn man FHEM einsetzen will. Schon die Installation des FHEM-Servers ist für denjenigen, der bei Raspberry Pi immer noch an eine Himbeertarte denkt, eventuell eine Herausforderung. Die FHEM-Software muss von Ihnen installiert und angepasst werden und dies kann unter Umständen eine Tagesbeschäftigung werden.
Natürlich wird es trotzdem möglich sein, erste kleinere Projekte unmittelbar umzusetzen. Beispielsweise ist normalerweise eine Funksteckdose leicht anzulernen (allerdings nicht immer), <hier sollten einfache Projekte benannt werden>. Man muss aber klar sagen, dass dies nicht der Normalfall ist. Üblicherweise müssen Sie sich zuerst klarmachen, welche Elemente in FHEM dies tun können, was Sie wollen, wie diese Elemente definiert werden und wie die Interaktion zwischen ihnen abläuft. Dazu muss man sich auch den Funktionsumfang, den FHEM derzeit liefert, klarmachen. Das ist insbesondere für eine Anfängerin schwer, weil nicht jeder zum Beispiel sofort weiß, dass es neben den klassischen Readings auch ein CustomReadings gibt, man Ereignisse definieren muss, Bilder Log-Files benötigen usw usf. Insofern ist FHEM auch eine Herausforderung.
Wir sind bisher noch nicht auf eine Stärke eingegangen, die FHEM auch aufweist. Gerade weil es ein Projekt von Freiwilligen ist, gibt es an vielen Stellen und insbesondere im FHEM-Forum sehr viel Hilfe. FHEM ist eine wachsende Community von Begeisterten. Leider wird das aber auch missverstanden, weshalb auch hierzu das eine und andere gesagt werden muss. Freiwillig heißt, dass diejenigen, die FHEM weiterentwickeln oder Ihnen helfen, dies in ihrer Freizeit tun – statt Geld zu verdienen, sich zu erholen oder Zeit mit ihrer Familie zu verbringen, beschäftigen sie sich mit Ihrem Problem. Wenn das gelingen soll, müssen einige Grundregeln beachtet werden.
Stellen Sie sich vor, Sie werden auf der Straße von jemandem mit den Worten „Mein Handy geht nicht, helfen Sie mir!“ angehalten. Was werden Sie tun? Die meisten von uns werden dann helfen, wenn ihnen die Fragestellerin sympathisch ist. Haben Sie dagegen den Eindruck, es handelt sich um jemanden, der fremde Hilfe für selbstverständlich nimmt und wenn die Hilfe wirkungslos ist, sie auch noch beschimpfen wird, werden Sie einfach weitergehen. In einem Forum haben wir exakt dieselbe Situation:
- Sie sind im Forum Fragesteller. Überlegen Sie für einen Moment, warum Ihnen wildfremde Leute helfen sollten. Das wird nur gehen, wenn Sie entweder ein interessantes Problem haben (was Sie schwer einschätzen können) oder Sie eben einen freundlichen Eindruck machen. FHEM ist gerade nicht so konstruiert, dass Sie einen wie immer gearteten Anspruch auf Hilfe haben!
- Beschreiben Sie Ihr Problem so genau wie möglich. „Mein Handy geht nicht“ reicht überhaupt nicht. Sie müssen also, bevor Sie überhaupt loslegen, beschreiben, welches System Sie aufgesetzt haben (Betriebssystem, Hardware), welche Version Sie verwenden und welche Fehlermeldungen oder Reaktionen von FHEM Sie (nicht) bekommen. Die andere muss wissen, was nicht geht.
- Oft ist es auch hilfreich mitzuteilen, was man eigentlich wollte. Gerade Anfänger haben ein konkretes Problem und überlegen sich bereits einen kompletten Lösungsweg, den Fortgeschrittene mit ganz anderen Methoden lösen würden. Wenn Sie nicht sagen, was hinter Ihren konkreten Schritten steht, kann man Ihnen eventuell bei dem eigentlichen Anliegen nicht weiterhelfen, sondern stochert an den Symptomen herum.
- Und zuletzt: „ES HILFT NICHT, WENN SIE VIELE AUSRUFEZEICHEN MACHEN SICH NICHT UM DIE RESCHTSCHREIBUNG GÜMMERN UND SOFORT WIRKLICH SOFORT HILFE BRAUCHEN!!!! JETZT!!!!“ Hier wird man eher eine ausgeprägte Schwäche in der sozialen Kommunikation vermuten.