SmallTalk - Dies und Das

Begonnen von betateilchen, 31 Juli 2017, 20:08:40

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Prof. Dr. Peter Henning

Waffen? Hoffentlich mit Waffenschein. Sogar wenn dies zutrifft, ist diese Ankündigung etwas seltsam, denn sie impliziert den Einsatz zur Selbstverteidigung. Wir sind eben nicht in den USA.

LG

pah

rob

Zitat von: Christoph Morrison am 08 Juli 2022, 11:37:55
... einen Kamin + Brennholz für den wichtigsten Raum ...
Ja, Kamin und Brennholz habe ich auch. Letztes Jahr mit 4Raummeter aufgestockt. Würde heute doppelt so viel kosten. Sind also noch mehr Leute drauf gekommen  :o

Zitat von: Christoph Morrison am 08 Juli 2022, 11:37:55
... Vorräte und Waffen ...
Ernsthaft? Kenne ich sonst von den "Preppern" in Übersee ;)
Bestimmt ein Synonym für "ich bin einfach gut gerüstet, Panik unnötig" ;)


rob

Zitat von: Prof. Dr. Peter Henning am 08 Juli 2022, 12:21:46
Wir sind eben nicht in den USA.
... mal schauen, wie sich die politische Landschaft hier noch verändern wird, wenn die Leute realisieren, dass der Krieg nicht die Ursache für die Inflation ist und uns diese noch lange schaden äh "begleiten" wird ...
Die Pole werden wohl links wie rechts um die Deutungshoheit buhlen, ähnlich wie in den USA  :-X

Christoph Morrison

Zitat von: rob am 08 Juli 2022, 12:27:53
Ernsthaft? Kenne ich sonst von den "Preppern" in Übersee ;)

Na klar, warum auch nicht? Im Zweifel hab ich halt ein bisschen Kellerplatz verschwendet, allerdings bedeuteten unsere Vorbereitungen Anfang Corona eine sehr komfortable Situation. In unserem Haushalt ging das Leben mehr oder weniger ganz normal weiter. Ich empfinde es auch nicht als unnormal, Dinge zu bevorraten, Können zu kultivieren und Strukturen zu etablieren, die im Ernstfall hilfreich sind. Ich würde sagen, dass wir hier nichts tun, was über das hinausgeht, was quasi bis kurz nach der Wirtschaftswunderzeit völlig normal war.  Uns (also meiner Familie) geht es hier gut, wir leben sicher besser als die meisten Leute, also bin ich nicht verbittert oder so. Lustigerweise haben sich unsere Vorräte ursprünglich auch gar nicht aus solchen Überlegungen heraus gebildet, sondern weil es billiger ist, Sachen zu kaufen wenn sie im Angebot sind und nicht erst wenn man sie braucht.

Aber die Konnotation die "Prepper" hat ist einfach unterirdisch schlecht, das stimmt. Man darf da auch nicht unterschätzen, dass viele dieser Leute mit einem eschatologischen Weltbild rumlaufen, also ein Ende der Zeiten im wortwörtlich biblischen Ausmaß erwarten, eben der Doomsday Prepper. Und natürlich sind da jede Menge Untergangspropheten / Grifter dabei, die so Kasse machen wollen. Schon deshalb würde ich diese Szene auch absolut meiden.

Es gibt durchaus auch (jede Menge) waffenscheinfreier Waffen, insbesondere wenn sie die Grundstückgrenze nicht verlassen. Dazu kommt, dass Schusswaffen im direkten Kampf wenig nützlich sind, deshalb fürchten auch Polizisten körperlich nahe Einsätze. Man ist schneller erstochen als erschossen, schon weil praktisch alle Leute, die Kampfsituationen nicht ständig mit der Schusswaffe trainieren, lausige Schützen sind, inkl. ich.

rob

Für mich bist Du kein Prepper und hätte Dich auch nicht dort verortet. Sorry, falls das schräg rüberkam. Mein Kommentar der Verwunderung bezog sich mehr auf "... und Waffen".
Ich glaube, sobald man mehr Leute versorgen muss, als sich selbst, macht Bevorratung in vielen Bereichen einfach Sinn. Kann man auch nicht mit hamstern gleichsetzen.

Zitat von: Christoph Morrison am 08 Juli 2022, 16:34:30
...Man ist schneller erstochen als erschossen...
Stimme Dir vollkommen zu. Auch deshalb, weil ein langes Küchenmesser überall quasi für jeden erhältlich ist. Eine Schusswaffe nicht.

Wernieman

Seit Ewigkeiten wird vom ?Innenministerium? gesagt, das jeder Haushalt sich 14 Tage selbstversorgen sollte .. also Wasser und Lebensmittel. Man glaubt ja nicht, wie schnell mal durch ein "kleines" Problem, die Supermärkte in der Gegend leer sind .. und eben mal kein Wasser aus der Leitung kommt.

Wenn schon bei "kleinen" Problemen es zu so etwas kommen kann, wie sieht es bloß bei Großen Problemen aus ....
- Bitte um Input für Output
- When there is a Shell, there is a Way
- Wann war Dein letztes Backup?

Wie man Fragen stellt: https://tty1.net/smart-questions_de.html

rob

Zitat von: Wernieman am 08 Juli 2022, 17:48:03
... und eben mal kein Wasser aus der Leitung kommt...
...wie sieht es bloß bei Großen Problemen aus ....
Bestimmt nicht gut. Bei uns fiel mal der Strom abends komplett aus, incl. dem fürs hiesige Wasserwerk. Alles duster. Wenn die Wasser-Pumpen nicht laufen, nix Wasser. Das war bereits keine Freude und doch nur ein kleiner Vorgeschmack darauf, wenn mal nichts mehr ginge. Gerade Krankenhäuser halten nicht lange durch mit ihrem Notstrom.

Schaut man sich die dicken Trafos in den Umspannwerken an, sind das m.E. sehr empfindliche Punkte. Teuer, sauschwer und nicht mal eben ersetzbar. Umso verwunderlicher, dass die Dinger weder redundant noch unterirdisch gesichert sind. Aber an einem Umspannwerk hängt ja nicht viel dran ...  ::)

neyzen

Was habt ihr den alles an Notversorgung?
Wasser...! und weiter?

Christoph Morrison

#593
Zitat von: rob am 08 Juli 2022, 17:44:22
Für mich bist Du kein Prepper und hätte Dich auch nicht dort verortet. Sorry, falls das schräg rüberkam.

Ne, ich bereite mich/uns vor und das ist genau die Definition von Prepper, insofern keine Angst. Wie in jedem Bereich gibt es hier auch Leute, die abdrehen, aus den verschiedensten Gründen (z.B. aus religiösen oder weil sie sich eine neue Gesellschaft versprechen).

Zitat von: rob am 08 Juli 2022, 17:44:22
Mein Kommentar der Verwunderung bezog sich mehr auf "... und Waffen".

Waffen sind halt ein essenzieller Teil einer Bevorratung, da man davon ausgehen muss, dass - zumindest nach einer Zeit - der dünne Zivilisationsfirnis abblättern wird. Es gibt gute Berichte aus Ländern mit Katastrophen und da kann man durch die Bank weg etwa 14 Tage Karenzzeit vor Gewalt rauslesen - und jetzt kann man streiten, ob ein Land auf hohem Niveau wie Deutschland schneller von Unruhen betroffen sein wird, weil die Fallhöhe größer ist, oder die Falldauer, also die Karenzzeit, bei größerer Höhe länger ist. Ich habe da keine Antwort drauf und es hängt auch maßgeblich von der geographischen Ausbreitung ab, die man eh nicht abschätzen kann.

Zitat von: neyzen am 10 Juli 2022, 21:31:10
Was habt ihr den alles an Notversorgung?
Wasser...! und weiter?

Nahrung, Wärme, Unterhaltung, Verteidigung. Das sind die Bereiche, die du abdecken musst. Dabei ist Wasser der wichtigste Grundbestandteil, denn nach ~ 3 Tagen ohne Wasser bist du am Ende. Der Rest hängt sehr von den Szenarien ab, die für dich persönlich relevant sind. Hier[tm] muss ich mich nicht für ein Hochwasser vorbereiten, wohl aber für einen Blackout im Winter (hatte das benachbarte Münsterland schon mal).

Allgemein:
- Lass dir keine coolen Sachen andrehen, sondern teste was du benutzen kannst und kauf davon lieber gleich mehrfach;
- Mit offener Flamme in der Wohnung heizen wird dich mit großer Wahrscheinlichkeit umbringen, außer du hast einen Kamin und kannst ihn benutzen;
- Wasser hält lange, aber nicht ewig, schlechtes Wasser kann dich umbringen;
- Zwieback und Ravioli werden nach ein paar Tagen sehr langweilig;
- Der beste Stromerzeuger nutzt dir nichts, wenn du der einzige mit einem bist und jemand stärker ist als du;
- Geh davon aus, dass PV nicht (ausreichend) funktioniert, wenn du sie brauchst.
- Platz zur Vorbereitung ist in der kleinsten Wohnung;
- Nach ein paar Tagen riecht man sich selbst nicht mehr egal wie sehr man stinkt und die Haut wird meistens besser

Prof. Dr. Peter Henning

#594
Zitatdie Haut wird meistens besser

Das kommt bestimmt hiervon:

Zitatein Land auf hohem Nivea wie Deutschland

8)

Ansonsten halte ich nicht viel von Katastrophenängsten. Genügend technisch-naturwissenschaftliche Kenntnisse vorhanden...

LG

pah


Christoph Morrison

 ;)

Zitat von: Prof. Dr. Peter Henning am 12 Juli 2022, 14:48:19
Ansonsten halte ich nicht viel von Katastrophenängsten. Genügend technisch-naturwissenschaftliche Kenntnisse vorhanden...

Inwiefern hilfen dir technisch-naturwissenschaftliche Kenntnisse bei sozialen Dynamiken? Niemand hatte die große Klopapierkrise anno 2020 vorhergesehen, selbst als Corona schon am Laufen war; und nur die wenigsten hatten RUS-UKR und die Reaktionen des Westens[tm] darauf auch nur in Betracht gezogen (dass die Reaktionen offensichtlich von Leuten kamen, deren Qualifikation am unteren Ende der Nützlichkeitsskala kam, geschenkt). Auch lokale Ereignissen wie die Ahrtalflutkatastrophe letztens Jahr - als eigentlich alles an Wissen zum Schutz vor der konkreten Gefahr offen vor uns lag und doch über hundert Leute in einer Nacht ihr Leben lassen mussten - sind eher ein sozialer Fehlprozess, technisch wäre eine Warnung ja möglich gewesen, aber Gassi gehen und Abendessen hatten Priorität.

Pfriemler

Zitat von: Christoph Morrison am 11 Juli 2022, 12:47:45
Nahrung, Wärme, Unterhaltung, Verteidigung. Das sind die Bereiche, die du abdecken musst. ...
- Der beste Stromerzeuger nutzt dir nichts, wenn du der einzige mit einem bist und jemand stärker ist als du;
Das macht mir persönlich am meisten Angst, weil ich die Gefahr auch für absolut real halte. Und es werden nicht meine unmittelbaren Nachbarn sein, die mir meine Vorräte abnehmen und mich dafür am Leben lassen, sondern für solche Fälle bestens gerüstetes speziell "geschultes" Personal. Sogar unseren eigenen Ordnungskräften traue ich das zu, wenn es angeblich versorgungswertete Personen gibt. Im Falle eines flächendeckenden Zusammenbrechens der Versorgung wird es keine 14 Tage bis zu den ersten Auseinandersetzungen mit Toten dauern.
Über Unterhaltung mache ich mir keine Sorgen - es gibt so viele Bücher, die ich schon immer noch mal lesen wollte. Und wenn ich das ausgelesen habe, hat sich die Situation entweder wieder beruhigt oder es ist eh Zeit den Abgang zu machen.
Derzeit bedaure ich, beim Wettlauf um praktikable "erneuerbare Energie"-Gewinnung hoffnungslos ins Hintertreffen geraten zu sein. Eine offizielle Solaranlage installiert mir hier keiner für einen halbwegs vertretbaren Preis (derzeit ruft man hier ca. 6 k€ je kWp auf). Und ein Stromgenerator auf töfftöff-Basis nutzt nur so lange, wie es noch irgendwo Benzin hat. Das dürfte im Falle eines Falles etwa so schnell alle sein wie Klopapier.
"Änd're nie in fhem.cfg, denn das tut hier allen weh!" *** Wheezy@Raspi(3), HMWLAN+HMUART, CUL868(SlowRF) für FHT+KS+FS20, miniCUL433, Rademacher DuoFern *** "... kaum macht man es richtig, funktioniert es ..."

rob

Oder auf Holzvergaserkessel umrüsten: https://de.wikipedia.org/wiki/Holzvergaserkessel oder wenigstens auf einen wassergeführten Kaminofen https://de.wikipedia.org/wiki/Kaminofen#Wasserf%C3%BChrende_Kamin%C3%B6fen.
Klar, Holz wird auch teurer, erst recht, wenn viele darauf umsteigen, aber die Versorgung dürfte doch hoffentlich leichter diversifizierbar sein. Und zur Not werden alte Reifen und Sägespähne vermischt mit Altöl verheizt  ;D

Mit Holzvergasern als Kraft-Wärme-Kopplung, könnte man sich auch den Strom gleich selbst erzeugen: https://www.kesselheld.de/holzvergaser-stromerzeugung/. Andererseits: https://www.bhkw-forum.de/diskussion/thread/8879-warum-sind-holzvergaser-untauglich-als-bhkw/.

Prof. Dr. Peter Henning

Erst einmal: Dystopische Fantasien haben (leider auch in der SF) Konjunktur. Aber nicht, weil sie einen realen Hintergrund haben - sondern weil man Menschen, die Angst haben, leichter lenken kann. Das ist das politische Ziel (insbesondere einer politischen Richtung). Und DAS genau ist der Grund, aus dem ich mein neues Buch geschrieben habe.  Lasst Euch nicht Angst vor der Zukunft machen !

Als beste Versicherung gegen einen übergriffigen Staat sehe ich deshalb nicht den Besitz von Waffen, sondern aktives politisches Engagement.

Technisch-naturwissenschaftliche Kenntnisse helfen kolossal beim Überleben. Wir wissen nicht nur, was wir im Notfall essen können, sondern auch, wo wir es herbekommen. Wir haben zwei Brunnen, den einen kann man wunderbar im Handbetrieb bedienen. Nicht optimal, aber Wasser ist in Reichweite. Ein gut isoliertes und gut gesichertes Haus, ein kleiner Holzvorrat und ein Kaminofen vervollständigen die Essentials. Die PV-Anlage kann ich innerhalb von 2 Tagen so umbauen (und zwar ohne Zugriff auf einen mit 230 V betriebenen Lötkolben), dass sie uns Notstrom liefert. Eine Runderneuerung der Anlage werde ich erst beim Auslaufen unserer Einspeisevergütung in 2027 durchführen - es sei denn, dass der Strompreis wegen des idiotischen Ausstiegs aus der Kernenergie vorher zu stark ansteigt.

Und schließlich zum Ahrtal: Dem habe ich ein ganzes Unterkapitel gewidmet. Natürlich tun mir die Betroffenen leid, der Verlust von Leben und Eigentum ist schrecklich. Aber jeder hätte es wissen können: Die Vorgänge von 1804 und 1910 sind gut dokumentiert, 1910 war die Flut sogar schlimmer - nur sind die Schäden diesmal größer. Ein Brückenbau ist 2022 eben teurer, als 1911, und auch die Bebauung ist heute (oder war es zumindest bis 2021) viel dichter. Auch hier gilt also: Wissen über die Natur (und ihre Geschichte) ist wichtig. Die Idee, "der Staat" müsse einen doch warnen und jedes Risiko absichern, halte ich für ziemlich absurd.

LG

pah


Pfriemler

Gegen einen übergriffigen Staat helfen natürlich keine Waffen. Die haben im Falle des Falles dann sowieso die besseren "Argumente". Aber gegen zuviel Übermut Einzelner könnte evtl. das Vorzeigen einer Knarre hilfreich sein. Wobei "Verteidigung" eben nicht unbedingt überhaupt den Besitz, geschweige denn die Anwendung von Waffen bedeutet. "Gut isoliert und gesichert" ist doch schon mal was.
Ansonsten natürlich vollste Zustimmung. Wohl dem, der genügend Platz für Holz etc., Technik und einen Brunnen etc. hat. Und dazu vielleicht noch Fahrzeugakkus (E-Roller, E-Auto), die man als Puffer für die eigene PV verwenden kann...

Das Rufen nach mehr Staat nach der Ahrtal-Katastrophe kann ich aber partiell voll verstehen: Ein rechtzeitiges Eingreifen und Warnen hätte natürlich keine Sachschäden verhindert, aber man hätte zumindest einige persönliche Gegenstände retten können und auch jedes verlorene Menschenleben hätte bei rechtzeitiger Warnung und Evakuierung verhindert werden können. Das war ein Kollektivversagen erster Güte - weder hat man die Gefahren langfristig richtig beurteilt noch deren dramatische Entwicklung rechtzeitig bemerkt, noch überhaupt technisch angemessen warnen können. (Zumindest soweit ich das als Außenstehender nach Faktenlage beurteilen kann).
"Änd're nie in fhem.cfg, denn das tut hier allen weh!" *** Wheezy@Raspi(3), HMWLAN+HMUART, CUL868(SlowRF) für FHT+KS+FS20, miniCUL433, Rademacher DuoFern *** "... kaum macht man es richtig, funktioniert es ..."