FHEM 'bewacht' ein unbewohntes Haus

Begonnen von andies, 13 April 2018, 04:20:17

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andies

Ich bin für drei Monate im Ausland gewesen und habe FHEM dazu benutzt, im Haus nach dem rechten zu schauen. Ich will hier über meine Erfahrungen unsortiert berichten, falls jemand etwas vergleichbares machen muss oder will. Falls jemand konkrete Fragen hat, gern auch als PM - nicht jeder will im Forum ankündigen, dass das eigene Haus leer sein wird. (Die Mods dürften es an der IP gesehen haben.)

1. Einbruchsschutz
Hier darf man sich, glaube ich, einfach nichts vormachen. FHEM mag die Wahrscheinlichkeit eines Einbruches (etwas?) senken, aber ein echter Einbruchschutz sieht einfach anders aus. Ordentliche Fenster, stabile Türen, aufmerksame Nachbarn und geleerte Briefkästen (Umleitungsauftrag bei der Post!) sind da viel wichtiger. Wir hatten mit zwei Nachbarn vereinbart, dass sie erreichbar sind und wir uns melden, wenn etwas passiert. Zum Glück war das nicht nötig.

Trotzdem kann FHEM etwas beitragen. In meinem Fall habe ich diverse Lampen ferngesteuert geschaltet. Da ist FHEM natürlich toll, weil man dämmerungsbedingt schalten kann. Große Spielchen mit Zufallsgeneratoren habe ich nicht gemacht, weil eine aufmerksame Beobachtung schon zeigt, dass man nicht da ist (Beispiel: keine Mülltonnen vor dem Tor, Schnee auf der Einfahrt). Da die meisten Einbrecher reichlich dumm sind und immer den Weg des kürzesten Widerstandes gehen, reicht eine einfache Beleuchtung manchmal zur Abschreckung aus. Verwendet habe ich dabei Sonoff Slampher (https://www.itead.cc/wiki/Slampher - man kann die in eine Lampenfassung schrauben und dieses Licht sieht "echter" aus als diverse Stehlampen), DECT und andere Sonoffs. Der Lichtschalter an der Lampe muss dann natürlich an sein. Auf den Sonoffs ist eine eigene Firmware drauf, siehe https://wiki.fhem.de/wiki/Sonoff. Typische Schaltungen sahen dann so aus:

(([{sunset("HORIZON=-2",0,"15:33","21:00")}-22:10] or [06:25-07:13|AT] or [14:10-14:35] or [07:50-09:03|WE]) and Value("Anwesenheitssimulation") eq "1") (set DECT1 on) DOELSE (set DECT1 off)


Leider habe ich erst kurz vor Abreise das Modul Absent.pm/MSwitch.pm (https://wiki.fhem.de/wiki/Benutzer:Byte09) gesehen, daher habe ich mir diese eigene und simple Lösung geschrieben.

2. Kameras
Ich habe mehrere Webcams im Haus, die regelmäßig gesendet haben. Auch das gibt in erster Linie ein hohes subjektives Sicherheitsgefühl, obgleich objektiv vermutlich wenig passiert. Man kann halt sofort schauen, ob etwas los ist. Beobachtet wurde die Einfahrt, die Haustür und das Innenleben des Hauses.


3. Gasheizung
Das war für mich der entscheidende Punkt. Ich war im Winter weg und wollte kontrollieren, dass das Haus halbwegs geheizt wird und im Fall eines Kälteeinbruchs nichts einfriert. Ich habe eine Viessmann und mir ein Optolink-Kabel selbst gelötet (https://github.com/openv/openv/wiki/Adapter-Eigenbau). Um den Anschluss zu bewerkstelligen, habe ich am Ende ein eigenes Modul geschrieben (VCLIENT, https://forum.fhem.de/index.php/topic,78101.0.html) und das zu Hause umfangreich getestet, bevor ich das in (Fern)Betrieb nahm.

Ich hatte etwa zehn Sensoren (DHT22, selbst gebaut, siehe https://forum.fhem.de/index.php/topic,81359.msg736175.html#msg736175), die mich im Haus über die Temperaturen informiert haben. Die Sensoren sind für den Zweck, für den ich sie brauchte, zuverlässig genug. Ich habe auch den DECT verwendet, der aber teilweise falsche Daten schickte (wenn das Relais den Stromkreis schloss, sank sofort die Temperatur um einen Grad - mehr auf https://forum.fhem.de/index.php/topic,82317.msg743883.html). Da alle DHT-Sensoren etwa übereinstimmende Daten lieferten, habe ich den Angaben vertraut; die Luftfeuchtigkeit ist jedoch bekanntermaßen sehr fehleranfällig. Die Temperaturen habe ich mir mit grafana anzeigen lassen (https://forum.fhem.de/index.php/topic,77724.0.html). Die entsprechenden Bilder wurden dann via Telegram (siehe unten) zugeschickt. So hatte ich alles auf einem Bild.

Am Anfang gab es bei der Einstellung der Heizung dann doch Probleme. Ich hatte die Temperatur des Warmwassers auf 10 Grad eingestellt, das war ok. Die Soll-Temperatur im Haus nachts war 6 Grad, tagsüber 10 Grad und die Heizzeit zwei Stunden am Tag. Das klappte irgendwie gar nicht, ich hatte an dem schlimmsten Tag 700 Brennerstarts. Ich habe mir dann im haustechnikdialog-Forum Hilfe geholt und die Tagsüber-Temperatur auf 15 Grad erhöht (siehe auch https://forum.fhem.de/index.php/topic,82053.msg747838.html), die Soll-Nachttemperatur blieb bei 6. Als Heizzeit habe ich 3:00-5:00 gewählt, weil es da am kältesten ist. So kam ich auf niedrige zweistellige Brennerstarts, teilweise nur 1-2 Starts pro Tag. Diese Einstellung hatte ich erst nach einem Monat aus der Ferne herumprobieren gefunden.

Im Haus war es die ganze Zeit 10-13 Grad. Ich hatte übrigens den Eindruck, dass die Temperatur fast unabhängig von der Heizleistung war.

4. Nachrichten aus dem Haus
Ich habe mir zweimal am Tag mehrere Angaben von FHEM via Telegram schicken lassen:

  • Stromverbrauch im Haus
  • Temperaturen im Haus, Wassermelder im Keller,Angaben der Gasheizung ...
  • mehrere Fotos
  • Angaben des raspberry, der FHEM betreibt (d.h. ist er abgestürzt?)

defmod AbwesenheitsInfo DOIF ([9:01] or [21:01]) (set TelegramBot silentmsg Viessmann {(InternalVal("Viessmann", "STATE",""))};; set TelegramBot silentsendImage /opt/fhem/www/snapshots/Kamera1_snapshot_1.jpg;;set TelegramBot silentsendImage /opt/fhem/www/snapshots/Kamera2_snapshot_1.jpg;;set TelegramBot silentsendImage /opt/fhem/www/snapshots/Kamera3_snapshot.jpg;;set TelegramBot silentsendImage /opt/fhem/www/snapshots/Kamera4_snapshot.jpg;;set TelegramBot silentsendImage /opt/fhem/www/snapshots/Garage.jpg;;set TelegramBot silentsendImage  /opt/fhem/www/snapshots/GrafanaEnergie.png Strom;;set TelegramBot silentsendImage  /opt/fhem/www/snapshots/GrafanaRaspberry.png Raspberry;;set TelegramBot silentsendImage  /opt/fhem/www/snapshots/GrafanaTiefkuehlschrank.png Tiefkuehlschrank;;set TelegramBot cmdSend { plotAsPng('SVG_Flightradar24Checl_Log_1') })

Für mich war das von Vorteil, weil ich nicht immer mit einem stabilen Netz rechnen konnte und ich zudem nicht auf die Anlage selbst zugreifen musste. So musste ich nur von Telegram auf den Abruf warten und hatte alle Daten, die ich brauchte, auf dem Handy. Ich bekam 13 Einzel-Nachrichten, die ich bis auf die letzte silent gestellt hatte (klingelt sonst ständig). Die Nachrichten trafen bei mir morgens um sechs und abends um sechs Ortszeit ein.   


5. Vorbereitungen
Ich habe etwa vier Monate vor Abreise mit den Arbeiten begonnen (Sensoren bauen etc). Einen Monat vor Abreise war alles fertig. Ich hatte dann beschlossen, in den letzten drei Wochen die Sache schon scharf zu schalten, und insbesondere keinerlei Eingriffe in das System mehr vorzunehmen. Ich wollte testen, ob das von alleine läuft. Am Ende musste ich am Abreisetag noch einmal wegen eines Fehlers neustarten - für mich der GAU, aber am Ende wurde alles gut.


6. Versicherungen
Nicht unterschätzen würde ich noch einen Punkt: Versicherungen verlangen auch bei leer stehenden Häusern, dass man "ab und an" nach dem Rechten sieht. Es gibt, glaube ich, auch eine Rechtssprechung dazu: Mindestens alle zwei Wochen.  Da ich mir die Nachrichten halbtäglich zugeschickt habe, dürfte ich im Konfliktfall mit der Versicherung nach meiner persönlichen Meinung gute Karten habe. Allerdings bin ich kein Anwalt und kann das nicht objektiv beurteilen.


7. Abstürze
Dreimal ist in den drei Monaten FHEM abgestürzt und es kamen nur verkrüppelt Nachrichten an. Ich habe das aber in Telegram sofort gesehen (es war kein vollständiger Absturz, Telegram ging beide Male noch und beim raspberry war die load >2 statt normalerweise 0.2). Die Logfiles zeigten dann, dass anscheinend beim Internetzugriff etwas schief lief und FHEM möglicherweise blockierte. Ich habe dann nach Hinweisen im Forum im device global das Attribut dnsServer=192.usw gesetzt, leider traten die Probleme immer noch auf. ''Gelöst'' habe ich das dann mit einem DOIF, das bei einem Load über 1 FHEM neustartet. Damit waren die Probleme unter Kontrolle.

Einmal gab es einen längeren Stromausfall in der Gegend, auch das ging ziemlich glatt (allerdings musste ich danach eingreifen, weil einer der verbundenen RPis nicht richtig startete.)


Insgesamt muss ich sagen, dass ich mit der Überwachung sehr zufrieden war. Es gab abends ''Lichtspiele'', die Heizung konnte ich kontrollieren und ich hatte ein hohes subjektives Sicherheitsgefühl. Wenn ich wieder mal Monate ans andere Ende der Welt reise, werde ich das wieder machen.
FHEM 6.1 auf RaspPi3 (Raspbian:  6.1.21-v8+; Perl: v5.32.1)
SIGNALduino (433 MHz) und HM-UART (868 MHz), Sonoff, Blitzwolf, Somfy RTS, CAME-Gartentor, Volkszähler, Keyence-Sensor, Homematic-Sensoren und -thermostat, Ferraris-Zähler für Wasseruhr, Openlink-Nachbau Viessmann

andies

RaspiLED hat vorgeschlagen, dass wir hier auch einen Wiki-Eintrag erstellen. Das ist nicht ganz so einfach, weil ich meine privaten Eindrücke natürlich da nicht haben will, das liest sich komisch. Aber ich habe dennoch versucht, daraus was zu machen. Eventuell wird das ja fortgeführt:
https://wiki.fhem.de/wiki/Haus%C3%BCberwachung
FHEM 6.1 auf RaspPi3 (Raspbian:  6.1.21-v8+; Perl: v5.32.1)
SIGNALduino (433 MHz) und HM-UART (868 MHz), Sonoff, Blitzwolf, Somfy RTS, CAME-Gartentor, Volkszähler, Keyence-Sensor, Homematic-Sensoren und -thermostat, Ferraris-Zähler für Wasseruhr, Openlink-Nachbau Viessmann