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FHEM => Anfängerfragen => Thema gestartet von: revuethommen am 06 Oktober 2013, 11:47:39

Titel: HomeMatic - Pro & Contra
Beitrag von: revuethommen am 06 Oktober 2013, 11:47:39
Mahlzeit,

nachdem ich meinen ersten HomeMatic Funkjalousieaktor verbaut habe, machte ich mir abschließend Gedanken über das pro und contra. In einem anderen Thread bin ich schon auf folgende Bewertung gestossen, die ich grundsätzlich teile:

Nach dem verbauen der HM-LC-Bl1PBU-FM Rollladenaktoren ist mein Fazit aber schon jetzt sehr negativ: So ein billiger Plastikkrempel!
* Vor allem die el. Klemmen sind m.E. nur für eindrätige (Kupfer-) Leiter zu gebrauchen. Feindrähtige Leiter ohne Aderendhülse sind da praktisch nicht vernünftig hinein zu bekommen, auch wenn nach Anleitung zulässig. Aderendhülsen (wie wohl bei den meinsten Motoren ootb) halten nach meiner Erfahrung nur schlecht in den Klemmen und sind auch nur schwer hinein zu bekommen (drei Kinderhände + viel Leitungsspiel). Mir war letzteres zu wacklicklig, also habe ich mit ordentlichen Wagos auf eidrähtige Leiter adaptiert, was natürlich nur geht, wenn genügend Platz in der Dose ist (tiefe 60er).
* In normal tiefe Dosen, die nicht noch mindestens 1cm zu tief eingeputzt wurden, dürfte sich die Montage als unmöglich erweisen. Hinter dem Aktor ist dann nicht mal mehr 1/2cm Platz! Zumal man sich eine zweite Neutralleiterklemme gespart hat, die einem eine zusätzliche T-Verklemmung dafür abnötigt (so nicht in der nächstgelegenen Abzweigdose o.ä. möglich).
* Die Stirnplatte ist auch aus Kunststoff und wenig stabil. All zu fest darf man den Aktor also nicht verschrauben, sonst verzieht sie sich oder die Schraube bricht durch. Das spricht aber wiederrum der Verwendung von eindrähtigen Leitern entgegen, die man ja immer nur mit Spannung in die Dose kriegt.
* Weiterer Nachteil der Kunststoffstirnplatte: Sie ist so dick (ca. drei mal so stark wie eine aus Metall), dass der Rahmen meines Schalterprogramms (Kopp HK 05 / Paris) nicht bündig an die Wand schliesst. Da bleibt zwar nur ein kleiner Spalt (~1/3mm), es sieht aber trotz dem deutlich 'aufgestezt' aus.
* 'Krumme' Dosen oder nicht ganz planen Putz sollte man daher auch nicht haben, denn die Aufschraubtechnnik bietet im Vergleich zu Krallen in der Dose wenig Möglichkeit zum ausgleichen.
* Warum man den Gerätecode so anbringt, dass man den Aktor bei Bedarf noch mal komplett herausnehmen muss, erschliesst sich mir auch nicht. Der gehöhrt m.E. besser auf die Stirnplatte
* Bei meinem Schalterprogramm (Kopp HK 05 / Paris) musste ich die Steckverbinder der Schalterwippe noch manuel kürzen. Sonst ist die Adapter-Wippe nicht ausreichend beweglich. Beim Abziehen (zum Anlernen) kommt einem die ganze Mimik incl. Abdeckrahmen mit entgegen...
Ich hoffe, die 'inneren' Werte sind besser.


Vieles davon stimmt bei einer ersten Betrachtung, einiges relativiert sich jedoch bei näherer Betrachtung.

Preis
Es wird erwähnt, dass es sich bei den HomeMatic-Komponenten um "billigen Plastikkrempel" handelt. Der HM Jalousieaktor ist in der Tat gänzlich aus Plastik, daher sind 50€ eher "teurer Plastikkrempel". Vergleicht man aber den HM Aktor z.B. mit einem Jalousierschalter von Busch&Jäger, dann sind für den B&J UP-Einsatz ca. 100€ und für den B&J Aufsatz nochmal 80€ fällig. Ob 180€ angemessen sind, nur weil die Platte und das Gehäuse aus Metall sind, zweifle ich doch stark an. Wer Einkaufspreise kennt, weiß wo sich Materialkosten für Kunstoff und Metall bewegen. Vielmehr sind es die Entwicklungskosten und Aufwendungen für Gewährleistung die die Geräte verteuern zuzüglich Aufschlag für Gewinn.
Fazit: (+) HomeMatic vs. (--) z.B. B&J (Ranking analog zu Stiftung Warentest ++, +, o, -, --)

Qualität/Material und Komponenten
Qualität lässt sich subjektiv an vielen Faktoren fest machen. Der eine definiert Qualität über die verwendeten Materialien, der andere wiederum über Preis oder die Funktion oder eben auch über Design und Passgenauigkeit. Um bei dem oben genannten Beispiel zu bleiben, der B&J Jalousierschalter verwendet äußerlich augenscheinlich hochwertige Materialien. Innerlich reduziert sich das Schaltungstechnisch wieder auf das Notwendige. Leider sind mir bei Stromausfällen oder bei Gewitter schon einige dieser B&J Jalousieschalter irreparabel ausgefallen. Bei einem Preis von 180€ ziemlich ärgerlich. Leider liegen mir noch keine Langzeiterfahrungen zu HM Produkten vor, so dass ich die Bewertung für HM offen lasse.
Fazit: (_) HomeMatic vs. (o) B&J

Qualität/Design
Ein äusserlicher Vergleich entfällt, da die HM Komponente unter der Schalterblende des verwendeten Schalterprogramms verschwindet. Beim inneren Vergleich punktet der B&J Jalousieschalter bei der Robustheit sowie der Art der Befestigungsmöglichkeit. Er lässt sich sowohl mit Krallen als auch über Schrauben in der UP-Dose fixieren. Die HM-Komponente lässt sich leider nur über Schrauben fixieren. Leider muss man hier die Kräfte sehr vorsichtig walten lassen, da der Auflagerahmen aus Kunststoff ist und bei zu festem anziehen der Schrauben zum brechen neigt.
Fazit: (-) HomeMatic vs. (++) B&J

Qualität/Passgenauigkeit
Bei der Passgenauigkeit gibt es bei B&J nichts zu meckern, die Komponenten sind sauber aufeinander abgestimmt. Einziger Kritikpunkt ist die Größe des UP-Einsatzes, das Gehäuse ist leider so groß, so dass es bei einer standard UP-Dose beim verkabeln schon recht eng zugeht. Auch die Passgenauigkeit der HM-Komponente ist als ordentlich zu bezeichnen. Der Rahmen sieht an allen 4 Seiten entsprechende Aussparungen zum verschrauben in der UP-Dose vor. Diese lagen fluchtend über den Schraubenaufnahmen in der UP-Dose. Beim aufbringen des B&J Rahmens muss man etwas feinfühlig zur Sache gehen. Bei meinen ersten Versuchen verkanntete der Rahmen, so dass seitlich ein Spalt zwischen Rahmen und Mauer entstand. Wenn man den Rahmen, ohne ihn zu stark zu verkippen, auf das HM-Modul steckt, so passt dieser "saugend" auf das Modul. D.h. zwischen Rahmen und Modul hat es nur sehr wenig Spiel. Nach dem ich den Rahmen korrekt aufgesteckt hatte, war auch der Luftspalt zwischen Rahmen und Mauer verschwunden. Der HM-Adapkter für B&J ließ sich dann problemlos einstecken genau wie die B&J Wippe.
Fazit: (+) HomeMatic vs. (++) B&J

Qualität/Funktion
Funktional negativ sind bei HM und B&J die Klemmen anzumerken. Bei beiden Komponenten wird es verdammt eng, wenn man 2 Drähte der Stärke 1,5mm2 unterklemmen möchte. Der Vorteil von B&J sind die Schraubklemmen, die sowohl das unterklemmen von massiven Eindrahtleitern und flexiblen Mehrdrahtlitzen erlaubt. Das Klemmsystem von HM funktioniert leider nur bei massiven Eindrahtleitern. Leider liegen die Abgänge bei beiden Modulen seitlich und nicht hinten, so dass die Leiter beim einschieben in die UP-Dose recht scharf um 90° abgeknickt werden müssen, damit sich der Einsatz in die UP-Dose schieben lässt. HM hat hier einen kleinen Vorteil, da es eine kleine Nut in der seitlichen Wandung gibt und der Platz zwischen UP-Dosen Wand und UP-Einsatz Gehäuse etwas größer wird und damit mehr Platz für die einzelnen Drähte bietet.
Eine Programmierung bei B&J geht nur lokal und am Modul selbst. Ein Fernansprechen ist nicht möglich. Der HM lässt sich lokal wie auch Fernansprechen und programmieren. Die Programmiermöglichkeiten z.B. über FHEM sind wesentlich vielfältiger. Der B&J verliert leider bei einem Stromausfall Uhrzeit und Programmierung, was bei einer Urlaubsbedingten Abwesenheit sehr unschön ist, wenn die Rolläden Nachts oben bleiben. Zur Ausfallsicherheit von HM kann ich noch nichts sagen, da mir hier die Erfahrungen noch fehlen.
Fazit: (+) HomeMatic vs. (o) B&J

Sicherheit/Zuverlässigkeit
Die Sicherheit/Zuverlässigkeit bei B&J würde ich als hoch (95% - 98%) bewerten. Wie schon angemerkt, ist das Modul empfindlich gegen Spannungsspitzen was bis zum Totalausfall führen kann. Bei HM fehlt mir widerum die Langzeiterfahrung. Gerade beim Einsatz als Jalousieschalter würde ich die HM Komponente wegen des Rückkanals z.B. FS20 vorziehen, wobei diese sich wiederum zum schalten von Lampen und Luxusgeräten (TV, HiFi, etc.) anbietet. Zum fernbedienen bieten sich die verschiedensten Möglichkeiten über FritzBox/Fhem, Raspberry PI/Fhem, HMLAN etc. an. Hier entscheidet der persönliche Geschmack und Geldbeutel, vielleicht aber auch die Frage nach der Positionierung im Haus. Ich habe mich für die Raspberry PI Variante entschieden, da ich es dann als autarke Einheit z.B. an einem Fritz WLAN-Repeater einsetzen kann. Das System habe ich jedoch bei meiner Bewertung nicht betrachtet, da eine Aussage über die Zuverlässigkeit nur über definierte Tests oder Langzeiterfahrungen getroffen werden kann. Die Sicherheit steht und fällt zum einen mit der Zuverlässigkeit, auf der anderen Seite kann man quelloffene Systeme wie Linux nach eigenem Ermessen sicher machen (Sicherheit gegen Angriffe von aussen).
Fazit: (_) HomeMatic vs. (+) B&J

Insgesammt ist anzumerken, dass die namhaften Hersteller mit ihrem Portfolio Anwendungen wie FS20, HomeMatic etc. hinterher laufen. Ich denke für die kabellose Heimautomation gibt es doch einen recht großen Markt. Viele möchten ältere oder alte Gebäude nachrüsten, ohne die Wände wieder aufschlagen und die Verkabelung ändern zu müssen. Gleiches gilt auch für Neubauten wo dies meist aus Kostengründen nicht vorgesehen wurde. Solange also die Namhaften nicht zu einem vergleichbaren Preis nachziehen, werden sich FS20 & Co. weiter ihrer Beliebtheit erfreuen.

Die Bewertung beruht auf meinen eigenen Erfahrungen und ist keine Allgemeinmeinung. Ziel ist es, bei einer Kaufentscheidung behilflich zu sein. Persönlich fällt mein Fazit zu Gunsten HomeMatic aus, da es das bessere Preis/Leistungsverhältnis bietet. Anregungen und Ergänzungen willkommen. Natürlich hingt der Vergleich insoweit, dass mit einer klassichen Komponente verglichen wird.

Meine Erfahrungen habe ich in Verbindung mit Fhem auf Raspberry PI und 2x CUL gesammelt.