Kann häufiges schreiben mit ebusd den Speicherchip einer Heizung killen?

Begonnen von Reini88, 13 Dezember 2020, 17:44:15

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Reini88

Hallo,
meine Frage hat zwar nicht direkt etwas mit FHEM zu tun, aber es gibt hier sicherlich viele, die ebusd nutzen.

In einem Haustechnik-Forum hatte jemand angemerkt, dass täglich mehrmaliges Ändern eines Wertes im Heizungsregler (in dem Fall ging es um den Wert für die Parallelverschiebung der Heizkurve per eigener Steuer-Software) dazu führen kann, dass der Regler frühzeitig kaputt geht. Die Begründung klingt logisch: Die Hersteller legen ihre Hardware nicht dafür aus, dass Werte, die ein Kunde eigentlich nur manuell am Bedienteil eingeben kann, mehrmals täglich verändert werden.
Mir ist klar, dass hier niemand diese Frage sicher beantworten kann. Aber gibt es hier Leute, die schon seit langer Zeit über ebusd Heizungseinstellungen mehrmals täglich anpassen? Mit mehrmals meine ich ca. 10 Mal am Tag.

Hintergrund meiner Frage:
Ich habe seit einer Woche auf einem Raspberry ein Programm laufen, das abhängig von der Temperatur im Wohnzimmer die Parallelverschiebung der Heizkurve verändert. Dazu nutze ich ebusd. Nach jeder Brenner-Sperrzeit kommandiert das Programm erstmal Verschiebung 0 (=20°) und erhöht alle 30 Minuten die Verschiebung um 0,5° bis im Wohnzimmer die gewünschte Temperatur erreicht ist. Damit taktet meiner Heizung deutlich seltener. Weniger Takten heißt längere Lebensdauer der Heizung. Aber jetzt frage ich mich, ob ich nicht die Lebensdauer verkürze.

Schotty

Spekulationsmodus an: Wenn die Werte in ein EEPROM geschrieben werden und das nur eine begrenzte Anzahl von Schreibzyklen überlebt, dann könnte man sich einen Ausfall prinzipiell schon vorstellen. Aber ob das so ist - keine Ahnung..

Etwas Ähnliches hatte ich mal bzgl Busaktivität gelesen: Bei unserem Adapter nutzen wir (primär) den BSB von Siemens-Reglern (Brötje, Elco etc). Am gleichen Bus würde man auch ein Raumgerät anschließen bspw.
In einem Heizungsforum bin ich dann irgendwann mal über eine Aussage gestolpert, die sinngemäß der Art war, dass es gaaaaanz große Probleme gibt, wenn der Bus quasi zu sehr belastet wird - ein jeder Kundendienstler würde dieses Problem kennen, wenn vor Ort ein aktives Raumgerät vorhanden wäre.
Fazit: Wir haben bisher noch keine derartigen Probleme entdecken können - und das, obwohl wir mit unseren Adaptern wohl jede Raumgerät-Busaktivität um ein vielfaches übertreffen dürften..

Auch bei unserem System gibt es Anwender, die gewisse Einstellungen sehr häufig setzen/verändern - bisher haben wir noch nichts gehört, dass dabei ein Regler den Geist aufgegeben hätte.

Ja, häufiges Takten ist immer schlecht, geht an alle Komponenten. 'Fun fact': Bevor ich mit dem Heizungsgedöns anfing, war der neue ach-so-tolle Brennwerter so grottenschlecht eingestellt, dass das Ding wirklich im Minutentakt an- und ausging. Nach wenigen Jahren waren dann über 100k Starts auf der Uhr und ein Pumpenrelais des Reglers hatte den Geist aufgegeben (ausgelegt für ca 90k Schaltvorgänge)..

Interessehalber:
Deine Vorgehensweise klingt für mich ein wenig 'kompliziert' - die Heizkurve beeinflusst ja die zu berechnende Soll-VL-Temp, insofern verstehe ich nicht so ganz, warum und ob eine Verschiebung um 0.5° alle 30min so viel Sinn macht..? Hast du mal parallel dazu den Verlauf der Soll-VL dabei beobachtet?
Handbuch zur BSB-LAN Hard- & Software (Anbindung v. Heizungsreglern, u.a. von Brötje & Elco):
https://1coderookie.github.io/BSB-LPB-LAN/

ahermann86

Hallo Reini,

das kommt auf die Architektur des Reglers an - da müsstest du die Bauteile deines Regler "einfach" Mal anschauen:
Wenn der Controller seinen RAM in Kombination mit einer Pufferbatterie oder einem Kondensator verwendet, würde ich das nicht als Problem sehen. Dem RAM macht ein dauerhaftes Beschreiben nichts aus.

Die ungünstigere Variante ist in dem Fall ein EEPROM. Speichert der Controller seine Werte darin, begrenzt der EEPROM die Anzahl der Schreibvorgänge. Bei vielen modernen Controllern liegt das laut Datenblatt bei etwa 100.000 oder mehr... Aber selbst damit kommt man schon ziemlich weit. Wenn wir mit 100.000 rechnen ergibt das bei 10 Schreibvorgänge/Tag -> 1500/Jahr -> 100.000/1500 -> 66 Jahre. Ich möchte jetzt nicht deine Heizung schlecht machen, aber vermutlich geht vorher etwas andere kaputt.

Zur Sicherheit würde ich nach einer Ersatzregelung ausschau halten, um so einen Fall abzudecken.
Ich selbst habe eine Ersatz für meine Rotex Heizung da liegen. Das hat aber bei mir primär das Ziel, dass ich so auch Mal auf dem Tisch in Verbindung mit FHEM an einem separaten (nicht "scharfem") System experimentieren kann ;)

Gruß
Axel

Reini88

Zitat von: Schotty am 14 Dezember 2020, 12:07:58
Interessehalber:
Deine Vorgehensweise klingt für mich ein wenig 'kompliziert' - die Heizkurve beeinflusst ja die zu berechnende Soll-VL-Temp, insofern verstehe ich nicht so ganz, warum und ob eine Verschiebung um 0.5° alle 30min so viel Sinn macht..? Hast du mal parallel dazu den Verlauf der Soll-VL dabei beobachtet?
Ja, ich speichere die Soll-VL-Temp. und einige andere Werte durchgehend auf dem Raspberry und analysiere die täglichen Diagramme.
Der Regler (Vaillant VRC700) schickt alle paar Sekunden die Werte über den ebus an die Heizung. Die Werte extrahiert mein Programm ständig aus dem ebusd-Logfile.

Durch das langsame Anheben der VL-Soll-Temp. (indirekt über die Parallelverschiebung) arbeitet der Brenner (Vaillant EcoTec Plus) viel länger mit kleinster Flamme (Modulation 19%). Würde ich die Parallelverschiebung konstant auf dem für ein behagliches Wohnzimmer benötigten Wert lassen, arbeitet der Brenner nach jeder Sperrzeit mit höherer Modulation, mindestens bis VL-Ist = VL-Soll, und der Zeitpunkt, zu dem der Brenner wieder ausgeht, weil selbst die minimale Heizleistung irgendwann zu groß für die aktuelle Aussentemperatur ist, ist schneller erreicht. Das Takten wird also durch längere Zeiträume mit kleinster Brennermodulation seltener.

Schotty

Zitat von: Reini88 am 14 Dezember 2020, 18:13:32
Durch das langsame Anheben der VL-Soll-Temp. (indirekt über die Parallelverschiebung) arbeitet der Brenner (Vaillant EcoTec Plus) viel länger mit kleinster Flamme (Modulation 19%).

Ah ok, also dann wohl ein modulierender Gaser. Mein Öler kann nur an&aus (ok, fairerweise muss man sagen, er hat zwei Stufen, aber Volllast habe ich ihm weitestgehend abgewöhnt  ;) ), daher hatte ich daran gar nicht gedacht..
Handbuch zur BSB-LAN Hard- & Software (Anbindung v. Heizungsreglern, u.a. von Brötje & Elco):
https://1coderookie.github.io/BSB-LPB-LAN/