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Hausnotruf per WhatsApp

Begonnen von Ironangel, 15 November 2021, 09:04:20

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Ironangel

Hallo zusammen,

ich möchte meiner Mutter so eine Art Notruf basteln. Ich dachte das ich ein paar Funktaster an ein(e) Pi/Fritzbox anschließe und wenn meine Mutter einen drückt, dann soll an bestimmte Personen eine WhatsApp gesendet werden. Ist das möglich? Wenn ja, welche günstigen Funktaster kann ich nehmen? Dash Buttons gibt es ja nicht mehr.

Viele Grüße

Prof. Dr. Peter Henning

Sowohl aus Ergebnissen in Forschungsprojekten, als auch aus Erfahrungen im persönlichen Umfeld kann ich eines ganz sicher sagen: Eine Person, die sich in Not befindet, kann keinen Wandtaster mehr erreichen. Sondern liegt meist hilflos am Boden.

Die Kameraerkennung solcher Situationen hat sich ebensowenig bewährt, wie das Ausrüsten der Wohnung mit Bodensensoren.

Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten:

1. Taster, der am Körper getragen wird (Handgelenk oder als Anhänger). Hier bietet sich derzeit der Shelly-Button an. Problem: Es kann natürlich sein, dass der Akku genau dann leer ist, wenn er benötigt wird.

2. Überwachung regelmäßiger Gewohnheiten. Etwa, wenn 3 Stunden lang kein Wasserverbrauch stattfindet. Problem: 3 Stunden kann ganz schön lange sein...

3. Überwachung aller Räume mit einem Wakeword Device und dahinter sitzender Auswertelogik. In dem FHEM-Buch (siehe unter Dokumentation auf der Homepage von FHEM) habe ich ein Beispiel detailliert beschrieben, in dem mit Hilfe eines Android-Gerätes zur Spracherkennung und eines RiveScript-Chatbots ein Notruf abgesetzt werden kann, wenn die hilflose Person nacheinander die Begriffe "Hilfe" und "Notfall" äußert. Problem: Die Ankopplung eines Wakeword-Devices ist derzeit noch etwas im Experimentalstadium. Ich habe am vergangenen Samstag ein neuronales Netz getestet, das ganz ohne Amazon oder Google auskommt.

LG

pah

Sailor

Hallo Ironangel

Der beste Hausnotruf gehört ans Handgelenk.
Wenn dieses sogar außer "Haus" funktioniert... umso besser.

Ich will keine Werbung machen, aber anbei ein Beispiel für eine SmartWatch - App die dies erledigt: https://claptic.com/notrufuhr/.
350€ minus Kassenzuschuss ist jetzt auch nicht sooo teuer für ein Lebensrettendes Gerät.

Unsere Bastellösungen in allen Ehren aber diese sind meist nur eingeschränkt nutzbar und meistens wesentlich größer...

Nur mal so zum Nachdenken.

Gruß
    Sailor
******************************
Man wird immer besser...

Ironangel

#3
Hallo und danke für eure Antworten,

meine Mutter zieht nichts an, leider. Aber die Idee mit dem Wassersensor oder irgendwie ein Alexatablett an der Wand scheint mir schon sehr vielversprechend zu sein.
Ich schaue mal was man so basteln kann.

Viele Grüße
Ironangel

Prof. Dr. Peter Henning

ZitatDer beste Hausnotruf gehört ans Handgelenk.

Die genannten Projektergebnisse besagen, dass solche Geräte nur selten dauerhaft getragen werden. Auch die genannte Person aus meinem eigenen Umfeld hatte zwei "Hilflosigkeitsereignisse", bei denen das Armband mit dem Notrufknopf nicht getragen wurde.

LG

pah

Sailor

Moin pah

Zitat von: Prof. Dr. Peter Henning am 15 November 2021, 20:19:54
Die genannten Projektergebnisse besagen, dass solche Geräte nur selten dauerhaft getragen werden. Auch die genannte Person aus meinem eigenen Umfeld hatte zwei "Hilflosigkeitsereignisse", bei denen das Armband mit dem Notrufknopf nicht getragen wurde.

Ich gebe zu, dass ich ähnliche Erfahrungen mit älteren Herrschaften habe was das Tragen von "HighTech" betrifft.
Ich versuche selbst meinen eigenen Vater dahingehend zu überzeugen, sein Handy in Hör-Reichweite zu haben.

Gruß
    Sailor
******************************
Man wird immer besser...

Prof. Dr. Peter Henning

Das reicht ja aus (und das ist keine "Bastellösung"): Auf dem Handy Automagic installieren. In der Wohnung an mehreren Stellen einen Echo Dot, oder einen anderen Wakeword-Detektor.
Dann die Spracheingabe auf dem Handy aktivieren, und die Rückgabe mit FHEM (Modul Babble) auswerten.

LG

pah

cetri

#7
Moin zusammen,

ich habe 10 Jahre lang im Hausnotruf bei einer grossen deutschen HiOrg gearbeitet und konnte da Einiges an Erfahrung sammeln:

1. Wandtaster sind in den meinsten Fällen nutzlos das das Notfallereignis äusserst selten in Reichweite eines solchen Tasters eintritt. Der einzige Ort wo Wandtaster mit Zugseil etwas gebracht haben war die Dusche/Badewanne. Armbänder oder Halsketten sind Mittel der Wahl. Die Sender der professionellen Anbieter bieten in der Regel auch eine Batterieüberwachung an und die Hausnotrufzentrale wird automatisch alarmiert wenn ein Batterietausch nötig wird.

2. Wenn Notruf dann einen professionellen Anbieter mit eigenen Zentralen die redundant aufgebaut sind. Ich kenne einen Anbieter der deutschlandweit eine einzige Zentrale betreibt. Das taugt nicht wirklich etwas da es bei Ausfall keine Backuplösung gibt und es schon schwierig ist wenn die Zentrale in Bayern ist und der Notruf von einer Oma aus Sachsen kommt die dann auch noch im tiefsten Dialekt spricht.

3. Der Anbieter sollte auch einen Einsatzdienst anbieten der im Notfall zum Kunden fährt. Wir hatten es oft genug das uns mehrere Kontaktpersonen angegeben wurden die dann alle nicht erreichbar waren. Der Zentralist kann dann reagieren und Feuerwehr und Rettungsdienst alarmieren aber wie soll eine Bastellösung prüfen ob die Whatsapp gelesen wurde und Hilfe unterwegs ist? Einen Algorithmus einsetzten der bei Nichtannahme des Notrufes automatisch RD oder Feuerwehr alarmiert darf man auch nicht da in DE die automatische Anwahl der Notrufnummern aus gutem Grund verboten ist.

4. Der Betroffene muss die Notwendigkeit eines Hausnotrufs selber erkennen. Sonst wird er eh nicht genutzt und die ganze Mühe war umsonst.

5. Es gibt diverse Möglichkeiten der Aktivitätserkennung. Bei uns wurden hauptsächlich Bewegungsmelder und Kontaktmatten genutzt. Die Kontaktmatten lagen dann in Bereichen die die Kunden mehrfach täglich begangen haben (Badezimmertür, Küchentür, vor dem Bett usw.) Das hilft natürlich nur wenn keine Tiere im Haus sind die die Dinger auslösen können.

Ich würde aufgrund meiner Erfahrungen niemals eine Bastellösung selbst zusammen gebautes System einsetzen sondern einen professionellen Anbieter vorziehen.

LG
Jörg

geändert damit nicht der Eindruck entsteht ich würde FHEM für eine Bastellösung halten. Jetzt darfst du gerne meine Argumente zerlegen wenn du möchtest pah aber hör bitte auf mir zu unterstellen das ich FHEM als Bastellösung bezeichnet habe obwohl das nicht der Fall war




Prof. Dr. Peter Henning

#8
Die Abqualifizierung eines singulären (z.B. FHEM-basierten Systems) als "Bastellösung" ist vollkommen daneben. In meinem Forschungsteam sind keine "Bastler", sondern hier wird professionell gearbeitet - und es werden anerkannte wissenschaftliche Ergebnisse erzielt.  Das ist sicher nicht geringer zu werten, als die Berufserfahrung einer Einzelperson.

pah


cetri

Moin pah,

ZitatDie Abqualifizierung eines singulären (z.B. FHEM-basierten Systems) als "Bastellösung" ist vollkommen daneben.

Du musst dich nicht gleich auf den Schlips getreten fühlen. Ich sehe FHEM nicht als Bastellösung sonst würde ich es nicht einsetzen aber ich hätte es wissen müssen und das Wort Bastel aus meinem Post streichen sollen.  ;D

Die Umsetzung durch die User steht da aber manchmal auf einem anderen Blatt. Da wird dann schon gebastelt, irgendwie umgesetzt und diverse Fehler eingebaut. Das Forum ist voll von dementsprechenden Beispielen. Ich würde mich selber zum Bsp als technikaffin bezeichnen aber beim Programmieren hapert es dann doch ziemlich. Ich greife öfter mal auf irgendwelche Codeschnipsel hier aus dem Forum zurück und kombiniere die dann auch. In der Regel funktioniert es dann auch aber wie ausfallsicher meine Lösung dann ist vermag ich auch nicht zu sagen.

ZitatDagegen kann, sorry für die deutlichen Worte, auch eine zehnjährige Erfahrung bei einem kommerziellen Anbieter nicht anstänkern.

Das sehe ich anders. Rein technisch bin ich bestimmt nicht so versiert wie die Leute, die hinter FHEM stecken aber ich bin fest davon überzeugt das ich die Anforderungen an ein Hausnotrufsystem aufgrund meiner Erfahrungen besser beurteilen kann als ein Grossteil der hier anwesenden. Ich weiß ja nicht wie du dir die Arbeit der professionellen Anbieter vorstellst aber sie geht zumindest bei meinem damaligen Arbeitgeber weit über Aufstellen und Kassieren hinaus. Es wurde intensiv mit den Geräte- und Softwareherstellern zusammengearbeitet.

Zitat1. Taster, der am Körper getragen wird (Handgelenk oder als Anhänger). Hier bietet sich derzeit der Shelly-Button an. Problem: Es kann natürlich sein, dass der Akku genau dann leer ist, wenn er benötigt wird.

Da geht es schon los. Professionelle Geräte haben Funkstreckenüberwachung, Batteriekontrolle und Funkstörungskontrolle. Ausserdem arbeiten sie in Frequenzbereichen die solchen Anwendungen vorbehalten sind. Auch das vermindert in Teilen die Störanfälligkeit. Was davon bietet denn bitte der von dir angesprochene Shelly-Button?

Zitat von: Ironangel am 15 November 2021, 09:04:20
...dann soll an bestimmte Personen eine WhatsApp gesendet werden.

Auch das fällt bei mir unter Bastellösung. Wo ist die Absicherung? Wer erkennt ob ein Notruf wirklich angekommen ist? Wer prüft ob wirklich Hilfe unterwegs ist und auch eintrifft?

LG
Jörg